Hansi Dreher

19. MäRZ 2013
Spannendes Interview

Pferde, Träume und Ziele

Mit Frau Koch von horseweb.de habe ich ein interessantes Interview über meine Pferde, Ziele und Träume geführt:

19.3.2013

In den letzten Monaten scheint Hans-Dieter Dreher auf einer Welle des Erfolgs zu schwimmen, die ihn vielleicht sogar in Richtung Championat bringen könnte.

Wir erinnern uns: 2011 sorgte Dreher erstmals für Aufsehen, als er bei seinem ersten Start beim CHIO in Aachen mit Top-Platzierungen und sogar einigen Siegen aufwarten konnte. Platz zwei im Preis von Europa ließ den Mann, von dem zuvor kaum einer etwas gehört hatte, ganz nach vorne in die erste Reihe der deutschen Reiter vorstoßen.

Es folgte 2012 ein Jahr mit großen Erfolgen, aber auch mit Pech. Top-Pferd Magnus Romeo zeigte nicht die gewohnten Erfolge, Zweitpferd Embassy II dafür umso mehr, doch stand der Hannoveraner nicht auf der Longlist für London und wurde deshalb trotz eines vierten Platzes im Großen Preis von Aachen nicht beachtet.

Nun möchte Hans-Dieter Dreher erneut angreifen. Der Sieg im Weltcup-Springen von Bordeaux scheint dafür eine perfekte Ausgangslage zu sein… Es geht nun erst einmal Richtung Weltcup-Finale und dann… ist bekanntlich vieles möglich.

Mit dem sympathischen Reiter aus Baden-Württemberg habe ich mich über seine Pferde, Träume und Pläne unterhalten…

 

Beim Weltcup in Bordeaux konnten Sie mit Ihrem Sieg den bisher größten Erfolg dieses Jahres feiern. Überhaupt schwimmen Sie seit Monaten auf einer Welle des Erfolges. Wie zufrieden sind Sie selbst mit Ihren Leistungen und den Leistungen Ihrer Pferde?

Ja, ich glaube, ich kann mich über die letzten Monate wirklich nicht beschweren. Meine Pferde und ich haben über die letzten zwei Jahre recht konstante Leistungen abgeliefert. In den letzten Monaten konnten wir bei großen Turnieren wieder deutlich zeigen, was wir können. Aber wie gesagt, eigentlich bin ich mit dem Verlauf der letzten beiden Jahre mehr als zufrieden.

 Nun dürfte ein großes Ziel natürlich das Weltcup-Finale in Göteborg Ende April sein. Mit welchen Erwartungen und Hoffnungen reisen Sie dorthin?

Das ist ein echter Traum, beim WC-Finale mitzureiten. Ich denke, wenn ich und meine Pferde in Form sind und wir auch noch das nötige Glück haben, dass wir ein Wörtchen mitreden können. Eine vordere Platzierung wäre ein großer Wunsch von mir.

 Wissen Sie bereits, auf welches Pferd Sie beim Weltcup-Finale setzen werden?  Oder planen Sie erst einmal Ihre beiden Top-Pferde ein?

Ich werde sehr wahrscheinlich beide Pferde – Magnus Romeo und Embassy – einsetzen. Das Springen geht schließlich über drei anstrengende Tage und es ist sinnvoll, vor allem im Zeitspringen ein anderes Pferd einzusetzen.

Neben Magnus Romeo hat mittlerweile auch Embassy II seine herausragenden Qualitäten gezeigt. Welche Eigenschaften schätzen Sie an beiden Pferden besonders?

Magnus-Romeo verfügt über ein fast grenzenloses Vermögen und ist auch sehr vorsichtig am Sprung. Embassy II hat  eine sehr positive Einstellung zum Sport, er will immer sein Bestes geben. Auch er ist sehr vermögend und vorsichtig. Es macht mit beiden Pferden immer viel Spaß zu Springen.

Ihre beiden Top-Pferde sind beide Hengste. Decken die beiden Pferde momentan auch? Lässt sich das immer problemlos mit dem Sport vereinbaren?

Ja, beide Hengste decken. Wenn sie zu Hause sind, gibt es von beiden Frischsperma und falls sie zum Turnier weg sind, dann nur Gefriersperma. Da beide Hengste beim Absamen wirklich anständig sind, merke ich auf dem Turnier keine große Beeinträchtigung. 

Welches sind Ihre Ziele für dieses Jahr? Welche Turniere möchten Sie auf jeden Fall reiten?

Ich denke für jeden Reiter ist das größte Ziel einmal ein Championat für sein Land zu reiten, so auch bei mir. Sollte eines meiner Pferde und auch ich bis dahin in Top-Form sein, denke ich, dass wir eine Chance haben. Somit wäre mein Ziel die Europameisterschaft in Herning. Mal sehen, ob wir es dorthin schaffen…

Momentan sind Sie im B-Kader, aber Sie rechnen sich dennoch große Chancen aus zur EM mitzufahren?

Es ist mir klar, dass ich mich nur mit der Form meiner Pferde empfehlen kann. Ob Mitglied im A- oder B-Kader dürfte nicht ausschlaggebend sein. Hier betonen die Bundestrainer ja immer, dass jeder eine Chance hat. Auch wenn zunächst sicherlich der A-Kader begutachtet wird. Dessen Reiter sind dort ja auch nicht von ungefähr…

Manche Reiter bereiten sich bereits jetzt in Spanien, Kalifornien oder Florida auf die Freilandsaison vor… Wie wird bei Ihnen die Vorbereitung aussehen, da Sie momentan eigentlich jede Woche auf Hallenturnieren unterwegs sind?

Im Hinblick auf das für mich sehr wichtige Weltcup-Finale in Göteborg reite ich noch einige Hallenturniere. Eine Ausnahme wird das CSI***** in Doha Ende März bilden, zu dem wir reisen dürfen.

Im vergangenen Jahr waren viele Zuschauer und auch Experten der Meinung, dass man Sie durchaus hätte nach London mitnehmen können. Mal ehrlich, haben Sie selbst auch ein wenig davon geträumt?

Ich war mit Magnus Romeo auf der Liste für London. Er war zu dieser Zeit jedoch nicht in Top-Form. Embassy II war nicht auf der Liste, kam aber in den letzten Wochen vor London in eine fantastische Form. Vielleicht ein bisschen zu spät vor London. Wir hatten einfach Pech.

Auf welche Nachwuchspferde setzen Sie momentan neben Ihren Stars Magnus Romeo und Embassy II? Von welchen denken Sie, dass sie absolutes Top-Level erreichen können?

Ich habe im Moment das Glück, mehrere gute Pferde reiten zu dürfen. Colore dürfte am ehesten so weit sein, um in die Fußstapfen von Magnus Romeo und Embassy zu treten. Mit Constantin B, Canberra R, Master de Menardiere und Sanne bin ich für die schnellen Springen gut gerüstet. Quiwi Dream, Balou Star und Carol As sind die Nachwuchspferde, mit denen ich Hoffnung auf den großen Sport habe. Auch Petit PrinceGG, der ja schon bewiesen hat, dass er das Zeug für den großen Sport hat, kehrt nach langer Verletzungspause nun wieder in den Sport zurück. Ich kann mich in momentan wahrlich nicht über meine reiterliche Situation beklagen.

Ihr argentinischer Hengst Magnus Romeo galt lange Zeit als sehr schwieriges Pferd.  Manche sprachen sogar von unreitbar. Wie haben Sie es eigentlich geschafft, ihn auf dieses Top-Niveau zu bekommen?

Unreitbar ist falsch gesagt. Er hatte mit den anderen Reitern auch Erfolg, nur vielleicht mit weniger Konstanz. Er ist ein sehr sensibles Pferd, er lässt sich zu  nichts zwingen. Er mag es auch nicht, zu eingestellt zu springen, deshalb lasse ich ihm die Nase etwas höher. Eigentlich ist es dann gar nicht so schwer mit ihm.

Lassen wir einmal kurz die letzten beiden Jahre Revue passieren. Vor zwei Jahren kannte Sie international noch kaum jemand. Nun gehören Sie zu den deutschen Top-Stars. Wodurch erklären Sie sich Ihren unglaublichen Erfolg in dieser Zeit? Gab es für Sie einen schönsten Moment?

Ich hatte das Glück in kurzer Zeit mehrere Spitzenpferde zu bekommen. Da ging es gleich richtig los. Ich durfte in den letzten beiden Jahren so viele tolle Momente erleben, da bin ich für jeden Einzelnen dankbar. Es ist nicht ganz so, dass mich kaum jemand gekannt hat. Immerhin habe ich bis vor zwei Jahren in der Schweiz, Frankreich und Deutschland geritten und weit über 100 Springen bis ***S gewonnen. Dass es nicht weiter nach oben gegangen ist, hängt sicher damit zusammen, dass Verkauf und Verletzungspech von potenziellen Pferden ausschlaggebend waren. Dies hat sich insofern geändert, was hauptsächlich für die Erfolge der letzten zwei Jahre zurückzuführen sind. Senior-Chef Hans Brändlin vom Gestüt Grenzland in Eimeldingen, bei dem ich schon 16 Jahre reite und zusammenarbeite, bemüht sich um Top-Pferde für mich, sodass ich ohne Druck und Bedenken zu haben, dass sie verkauft werden, mein Training und Turniereinsätze planen kann. Dies gilt auch für die Pferdebesitzer, welche mir Ihre Pferde anvertraut haben.

Abschließend: Welchen Wunsch möchten Sie sich unbedingt noch einmal erfüllen?

Das habe ich in diesem Interview schon erwähnt. Einmal ein Championat mitreiten zu dürfen…

 Quelle: Melanie Koch / horseweb.de

http://www.horseweb.de/cms/2013/03/interview-hans-dieter-dreher/